Wirtschaftlich strukturschwache Regionen in Deutschland definieren sich durch eine geringe Wirtschaftskraft, stagnierende Bevölkerungsentwicklung zusammen mit einer hohen Arbeitslosenquote sowie schlechte Erreichbarkeit durch mangelnde Infrastruktur. Um die Gegebenheiten in diesen Regionen an die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse anzupassen, unterstützt der Bund diese Regionen gezielt durch verschiedene Fördermaßnahmen, z.B. aus der Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (www.innovation-strukturwandel.de). Das Programm „RUBIN – Regionale unternehmerische Bündnisse für Innovation“ innerhalb dieser Programmfamilie hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit von regionalen Unternehmen miteinander sowie mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu unterstützen, um Synergien zu schaffen. Diese sollen die Entwicklung von innovativen Produkten mit hohem Anwendungspotenzial verstärken und damit den wirtschaftlich schwachen Regionen zu Aufschwung verhelfen. Auf lange Sicht sollen sich durch die aus der Zusammenarbeit ergebenden Projekte, Entwicklungen und Produkte regionale Kompetenzzentren bilden und damit neue Wirtschaftsakteure in die Region gelockt werden.
Auch die Städteregion Aachen zählt zu den wirtschaftlich schwachen Regionen. Dennoch findet hier aufgrund der Hochschulen FH Aachen und RWTH Aachen University viel Forschung und Innovation statt, so dass das Potential besteht, sich gerade in zukunftsträchtigen Sektoren wirtschaftlich neu aufzustellen. Wichtige Felder sind dabei erneuerbare Energien und die aufgrund des demographischen Wandels immer wichtiger werdende Medizin, welche durch starke ingenieurtechnische und medizinische Fakultäten, inklusive eines Universitätsklinikums, in Aachen auf beste Voraussetzungen treffen. Für den RUBIN-Fördercall konnten sich nun in der initialen Bewerbungsrunde unter 17 von 53 Bewerbern auch zwei Aachener Projektideen durchsetzen und für die Konzeptphase qualifizieren: PUMAc-Fx (Entwicklung eines ultraleichten Wasserstoff-Gasturbinen-Aggregats) sowie reACT (Resorbierbare, medizinische Lösungen aus der Aachener Technologieregion).
Im reACT-Bündnis, dem auch die MEC-ABC GmbH angehört, haben sich zahlreiche Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Universität zusammengeschlossen, darunter Unternehmen verschiedener Größen (vom Start-Up bis zum internationalen Konzern), Forschungseinrichtungen, vor allem aus dem Bereich der Materialwissenschaften, verschiedene Kliniken des Universitätsklinikums Aachen, Akteure der RWTH Aachen University sowie Netzwerkvereine und Dienstleister. Zusammen wollen wir unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten bündeln, um in Zusammenarbeit und Austausch miteinander (teil-)resorbierbare Implantate zu entwickeln und auf dem Gesundheitsmarkt zur Verfügung zu stellen. Gerade durch den direkten Austausch zwischen den zukünftigen Anwendern in der Klinik und den Herstellern können so schnell und zielgerichtet Lösungen für den klinischen Bedarf entwickelt werden.
Durch die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Ingenieuren sowie die neuesten Erkenntnisse aus der Materialforschung, können hoch innovative Produkte mit ganz neuen Eigenschaften entstehen. Begleitet werden sollen diese Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten von Zulassungsexperten der MEC-ABC GmbH und der RWTH Aachen University sowie durch das Netzwerk des MedLife e.V., einem regionalen Kompetenznetzwerk der Life Sciences. Damit wird sichergestellt, dass die Entwicklungen von Anfang an MDR-konform erfolgen und einer schnellen Marktzulassung nichts im Wege steht.
Neben Unternehmen müssen zukünftig natürlich auch die entsprechenden Fachkräfte in Aachen zur Verfügung stehen. Fachkräftemangel besteht hier aus Sicht der Unternehmen vor allem in den Bereichen medizintechnisch-geschulten Technikpersonals und, ganz besonders, im Bereich Regulatory Affairs. Mitarbeiter, die sich sowohl mit den Technologien in den Unternehmen auskennen als auch mit den regulatorischen Anforderungen, die ein Medizinprodukt erfüllen muss, sind schwer zu finden und auch die gezielten Weiterbildungsmöglichkeiten von bereits angestellten Mitarbeitern sind limitiert. Um Abhilfe zu schaffen, plant die MEC-ABC GmbH hier für die Zukunft sowohl einen zertifizierten Weiterbildungskurs als auch verschiedene digitalen Produkte, die zur berufsbegleitenden Weiterqualifizierung in eigener Zeiteinteilung bearbeitet werden können. Mit unserem Weiterbildungskurs sollen auch Hochschulabsolventen so qualifiziert werden, dass sie als Regulatory Affairs Manager in den Unternehmen die regulatorischen Aufgaben erfüllen können. Zusätzlich ist uns im reACT-Bündnis aufgefallen, dass die Medizintechnik-Branche gerade in verantwortungsvollen Positionen noch sehr wenige Frauen beschäftigt. Für unsere Weiterbildung zum Regulatory Affairs Manager wollen wir daher in Zukunft ganz besonders Frauen gewinnen.
Aktuell befindet sich das RUBIN-Vorhaben in der Konzeptphase, welche Ende März 2021 zu Ende geht. In dieser Phase werden die konkreten reACT-Projekte und zu entwickelnden Produkte und Dienstleistungen entworfen und geplant. Dazu finden regelmäßige Workshops statt, in denen sich die verschiedenen Experten austauschen und diskutieren können. Betreut wird das reACT-Bündnis dabei eng vom Projektträger FZ Jülich, welcher uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Der Förderzeitraum beginnt, nach positivem Bescheid, im April 2022.
Der RUBIN-Fördercall ist auch weiterhin offen und jeweils zum 1. Februar 2021 und 2022 können sich weitere regionale Bündnisse um eine Förderung bewerben.